19.07.2018 – Ein Girokonto mit Vergünstigungen, Versicherungen und weiteren Service-Extras – das offerieren einige Banken und Sparkassen ihren Kunden unter dem Begriff Mehrwertkonto. Nicht alle Kontomodelle rechtfertigen ihren oft hohen Grundpreis. Das zeigt der Test des Deutschen Instituts für Service-Qualität, welches im Auftrag des Nachrichtensenders n-tv acht Finanzinstitute und deren Mehrwertkonten getestet hat.
Mehrwertleistungen nicht immer umfangreich
Die Premiumkonten der Finanzinstitute bieten in sehr unterschiedlichem Umfang Mehrwertleistungen an. Am attraktivsten sind die Extras im Bereich Reise: Fast alle Finanzinstitute verfügen über Touristik-Kooperationspartner und offerieren einen Reisebuchungsservice und attraktive Rückvergütungen von bis zu 7,0 Prozent des Reisepreises. Auch Reiserücktrittsversicherung und Auslandsreisekrankenversicherung sind häufig schon inklusive. Im Bereich Absicherung sind die Extras weniger üppig. So zählen beispielsweise Handyversicherung, Dokumentenregistrierung oder Schlüsselfundservice nur bei jeweils drei Premium-Kontoprodukten zum Leistungsangebot. Auch Ermäßigungen, etwa in Gastronomie und Einzelhandel, bieten selbst mit dem Premium-Modell nur die Hälfte der Anbieter.
Hohe Grundkosten
Kontomodelle mit einem Mehr an Leistungen sind auf den ersten Blick kein Schnäppchen. Grundkosten von im Schnitt 9,27 Euro berechnen die Banken und Sparkassen für die untersuchten Mehrwertkonten. Der teuerste Anbieter bittet seine Kunden beim Premium-Produkt mit monatlich 16,90 Euro zur Kasse. Bei Konten mit niedrigerer Grundgebühr kommen dagegen oft Zusatzkosten, etwa für den Zahlungsverkehr, hinzu. Und auch für Mehrwert-Girokonten gilt: Eine Verzinsung des Guthabens gibt es fast bei keinem Anbieter. Im Test gibt es lediglich bei zwei Sparkassen einen – allerdings mageren – Habenzins.
Nicht alle Mehrwertkonten halten, was sie versprechen. Der Leistungsumfang der Kontomodelle fällt je nach Bank sehr unterschiedlich aus. Kunden sollten in Anbetracht der Kosten prüfen, ob sie die inkludierten Extraleistungen auch tatsächlich in Anspruch nehmen – nur dann können die Mehrwertkonten aus Kosten-Nutzen-Sicht einen Benefit bieten.
Die besten Anbieter
Testsieger ist die Hamburger Sparkasse mit den Mehrwertkonten „HaspaJoker premium“ und „HaspaJoker comfort“. Die Konten bieten den mit Abstand größten Leistungsumfang an Mehrwertservices, beispielsweise zahlreiche Ermäßigungen im Bereich Veranstaltungen, Shopping und Gastronomie. In der Kategorie Reise fällt die Rückvergütung am höchsten aus (7,0 Prozent). Der Zahlungsverkehr ist kostenfrei und Kunden des Premium-Kontos erhalten immerhin einen geringen Habenzins.
Den zweiten Rang belegt die Nassauische Sparkasse („Naspa Giro Komfort“). Die Konditionen überzeugen unter anderem durch eine im Vergleich geringe monatliche Grundgebühr von sieben Euro. Das Leistungsangebot überzeugt in allen untersuchten Mehrwertbereichen. So zählen etwa ein Ticketservice, Veranstaltungsrabatte und Reiserückvergütung (5,0 Prozent) zum Angebot.
Auf Rang drei positioniert sich die Kreissparkasse Ludwigsburg („Giro Classic comfort“, „Giro Classic“). Die Sparkasse punktet mit Platz eins im Bereich Konditionen und Filialservices. Die Kosten für den Zahlungsverkehr sind im Premium-Konto enthalten; beim „Giro-Classic-Modell“ ist die monatliche Grundgebühr mit zwei Euro am niedrigsten. Zudem fällt der Überziehungszins mit 7,50 beziehungsweise 8,75 Prozent im Vergleich am geringsten aus.
Das Deutsche Institut für Service-Qualität analysierte die Mehrwertkonten von acht Finanzinstituten mit Filialnetz. Der Test setzte sich aus einer Analyse der Konditionen und Filialservices sowie einer Leistungsbewertung der Mehrwertservices zusammen. Unter Konditionen fielen unter anderem die Kontoführungsgebühren und die Höhe der Sollzinsen bei Kontoüberziehung. Zu den untersuchten Filialservices zählten beispielsweise die Filialzahl und die für Kunden kostenlos zur Verfügung stehenden Geldautomaten. Die Analyse der Mehrwertleistungen umfasste die drei Untersuchungsbereiche Absicherung, Reise sowie Freizeit und Ermäßigungen. Die Datenerhebung erfolgte auf Basis verbindlicher Angaben der Unternehmen (Stand: 01.05.2018).